Sonntag, 13. November 2011

Brendel

Gedicht von Alfred Brendel aus "Ein Finger zuviel"

Schlimmer hätte es kaum kommen können
Erst verschwanden die Silberlöffel
Dann fiel das grosse Familienbild von der Wand
Dann regnete es durchs Dach auf den Grossvater
Dann vergass Amelie sich mit dem Chauffeur
Dann fanden wir die Klavierlehrerin
stocksteif unterm Konzertflügel
Dann ruckelte das Auto und blieb stehen
Die Spielzeugeisenbahn entgleiste
Die Hühner machten den letzten Mucks
Alle Glühbirnen zerplatzten
Jemand fing an Posaune zu blasen
Das ging nun wirklich zu weit.

Dieses Gedicht las ich heute Abend ... nachdem ich vom Symphoniekonzert nach Hause gekommen war, wo ich Posaune gespielt hatte. Allerdings ohne zu weit zu gehen. Beim Konzert gab's Kaffee und Kuchen, was ganz positiv ist. Dann kann ich auch Posaune blasen.

(Danke an wortschmid.ch fürs Ausleihen des Buchs ...)

2 Kommentare:

  1. Oh, ich liebe Brendels Wortergüsse!
    Aber woran liegt es nur, dass die Posaune vielerorts derart dem Spott ausgesetzt wird? So sehr röhrt das Instrument nun auch wieder nicht. Oder doch?
    Aber der gefällige oder eben schauderhafte Ton liegt wahrscheinlich am Kultiviertheitsgrad des Posaunisten. ;-)
    Alles Liebe,
    ALexandra

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  2. So ist Leben. Was soll man weiter noch sagen?

    Du bläst Posaune, wie schön. Ich mag "Das-lange-hin-und-her"* sehr. (*Wortschöpfung aus Kindertagen)

    Grüße! N.

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